Slade House von David Mitchell

Montag, 2. Juli 2018


Original: "Slade House" / 2015, Rowohlt Verlag*, 240 Seiten, gebunden, Übersetzer/-in: Volker Oldenburg, ★★★ 5 von 5 Sterne, hier kaufen als Buch oder eBook

Geh die Slade Alley hinunter - schmal, feucht und leicht zu verfehlen, selbst wenn du sie suchst. Finde das kleine schwarze Eisentor in der Mauer zur Rechten. Keine Klinke, kein Schlüsselloch, aber wenn du es berührst, schwingt es auf. Tritt in den sonnendurchfluteten Garten eines alten Hauses, das dort unpassend wirkt: zu nobel für die schäbige Nachbarschaft, irgendwie zu groß für das Grundstück. Ein Fremder begrüßt dich und führt dich hinein. Zunächst möchtest du gar nicht mehr fort. Dann merkst du, dass du es nicht mehr kannst. Denn alle neun Jahre, am letzten Sonntag im Oktober, wird ein "Gast" ins Slade House eingeladen. Doch warum wurde er oder sie ausgewählt, von wem und zu welchem Zweck? Die Antwort findet sich dort am hinteren Ende des Flurs, oben am Absatz der Treppe.

S P A N N U N G   A U F   G A N Z   N E U E M   N I V E A U


Die Times bezeichnet Slade House als Einstiegsdroge zu Mitchells Werken. Für mich war Slade Hous das erste Werk dieses talentierten Schriftstellers, das mich von sich überzeugen konnte, allerdings erst nach dem ich das Buch beendete, habe ich erfahren, dass Slade House eigentlich die Fortsetzung des Buches Die Knochenuhren ist. Nach einer kurzen Recherche konnte ich herausfinden, dass die beiden Bücher in jedem Fall zusammen gehören und dass man am besten erst Die Knochenuhren liest, bevor man sich Slade House widmet. Somit können einige Zusammenhänge zwischen den Büchern gestellt werden - auch in Slade House sind einige Anspielungen auf Die Knochenuhren wiederzufinden, laut einiger Quellen meiner Recherche. Nichtdestotrotz kann man -  wie in meinem Fall - Slade House im vornherein lesen. Allerdings hier muss ich eine kleine Kritik am Verlag aussprechen, der auf diese Zusammenhänge und Zugehörigkeit gar nicht aufmerksam macht. Aber jetzt zum Buch...

Selten habe ich ein Buch, das zugleich so unheimlich und mysteriös ist, gelesen. Ich habe Slade House inhaliert, ich hätte es am liebsten gar nicht mehr aus der Hand gelegt, allerdings als es draußen schon dunkel war und die Dielen in der Wohnung knarrten habe ich es getan, da es richtig gruselig wurde. David Mitchelle fängt eine besonders düstere Atmosphäre ein und schafft mit Slade House eine grandiose Geschichte mit einem ganz besonderes geheimnisvollen Charme, der dem Leser das ständige Gefühl verleiht mehr zu lesen als die auf dem Papier geschriebene Geschichte.


Slade House besteht aus mehreren Einzelschicksalen. Ein Zyklus von neun Jahren erschafft ein Haus der Vergangenheit immer wieder aufs Neue, um Besucher hereinzulocken. Besucher, die sich ahnungslos in ein unheimliches und gruseliges Schicksal begeben. David Mitchell weist jedem Protagonisten eine eigene Geschichte, eine eigene Ausgangssituation, zu. Aber trotz der neuen Gedanken und Umschreibungen, trotz der unterschiedlichen Schicksale kehrt er immer wieder zum alten Lauf der Dinge, zum großen Ganzen zurück und kreiert eine immer wiederkehrende Spirale. Trotz ihrer Gleichheit sind die Schicksale der unterschiedlichen Protagonisten immer wieder anders, erfrischend, erschreckend. Der Leser folgt jedem neuen Gast des Slade House in der Ich-Perspektive, jeder bringt seinen eigenen Charakter, seine eigene Persönlichkeit mit und unterschiedet sich somit von den anderen.
David Mitchelle beweist seine großartige Phantasie indem er einen Roman erschafft, in dem er verschiedene sprachliche und erzählerische Stile vereint und ein ganzes Werkt schafft, aus einzelnen Teilstücken, die er mühelos und elegant miteinander verbindet und die am Ende ein großes Ganzes ergeben.

Ich mag den Charme solcher Schauerromane, ich mag den Grusel der seine Wurzel in der Fantasie des Lesers schlägt. Allerdings bei dem Buch von David Mitchelle kam der Grusel nie richtig auf und nichtsdestotrotz ist Slade House ein Pageturner.


*Vielen herzlichen Dank an den Rowohlt Verlag für die Bereitstellung eines Leseexemplars!

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